D-28357 Bremen |
Elga, die Hauptfigur des Buches, und ihre Geschwister haben keine glückliche Kindheit. Sie wachsen in den Kriegsjahren auf. Später leiden sie unter ihrem bigotten, jähzornigen und selbstgerechten Vater, der seine Kinder schlägt und bestraft, wann immer sie etwas falsch machen. Als Religionslehrer predigt er Moral, während Liebe und Verständnis, Güte und Toleranz auf der Strecke bleiben. Die Mutter steht schweigend dabei oder macht mit. Schwarze Pädagogik zuhauf. Als längst erwachsene Frau holen Elga die Kindheitserinnerungen ein - auf dem Weg zur Beerdigung des ungeliebten Vaters.
Artur, das "Nesthäkchen", kommt nicht. Statt dessen rechnet er in einem Brief an die Mutter hart mit seinen Eltern ab und bricht mit der ganzen Familie. Er wandert aus seinem bisherigen Leben aus, um in einem Entwicklungsland beim Aufbau zu helfen. Elga, mit ihm von Kindheit an in besonderer Weise verbunden und von den Eltern oft für ihn verantwortlich gemacht, ist die Einzige, die der Brief nachdenklich stimmt. Sie versucht, mit ihrem jüngsten Bruder ins Gespräch zu kommen. Doch während es für ihn kein Zurück gibt, gerät Elga ins Straucheln; sie ist in Gefahr, sich im Gestrüpp ihrer Erziehung zu verlieren.
Ihr Mann versteht nicht, was sie aus der Bahn wirft. Je mehr sie aber ihre Gegenwart und ihren Alltag im Lichte der Vergangenheit betrachtet, desto klarer wird ihr, dass sie ihre Zukunft verliert, wenn sie alles beim Alten lässt. Sie beginnt, sich von einengenden Strukturen zu lösen und ihre Träume zu verwirklichen. Artur geht einen anderen Weg.
Textprobe:
Da steht, wie aus dem Boden gewachsen, der Vater vor den Kindern. Wütend stößt er den vollen Korb mit der Krücke um. "Was fällt euch ein! Feierabend machen! Ihr seid noch lange nicht fertig mit der Arbeit!" - Erich murmelt: "Wir haben doch genug gearbeitet." - "Du musst auch noch frech werden!" Vater schlägt ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Die Geschwister sammeln die Kartoffeln wieder ein. Erich mit finsterem Blick und mit zusammen gekniffenen Lippen. Da ist keine Mutter, der sie unter den Rock kriechen könnten. Zwei Jahre nach Arturs Geburt ist sie immer noch kränklich. Mutter darf sich nicht bücken, sie schafft mit Mühe die Hausarbeit. Vater überwacht von seiner Studierstube aus, wie die Kinder im Garten arbeiten...