Es geht steil den steinigen Pfad hinauf. Der ist so schmal und holperig, dass sie nicht nebeneinander gehen können. Manchmal löst sich ein Stein und rollt zwischen den dahinschreitenden Füßen bergabwärts. Bernd geht voraus, seinen Spazierstock schwingend. Lisa folgt wenige Schritte hinter ihm. Die Grillen zirpen. Es riecht nach Salbei und Minze. Es ist so heiß, wie zu Hause nur an hochsommerlichen Tagen. Am Vortag haben sie Strohhüte gekauft. Sie hätten es sonst keine Stunde ausgehalten in der Sonne.

Lisa trägt im Rucksack den Tagesproviant. Wohlwollend hatte der Gastwirt im Bergdorf, in dem sie ihren Urlaub verbringen, sie darauf hingewiesen, dass die Läden für zwei Tage geschlossen sein würden. Einen Tag für den heiligen San José, von dem beide nichts wissen, und einen Tag wegen Karfreitag.

Ich möchte jetzt vorausgehen! sagt Lisa. Bernd fragt nicht warum. In der nächsten Kurve bleibt er stehen, damit sie ihn überholen kann. Im Gehen wirft Lisa einen Blick ins Tal zu den Papaya- und Bananenplantagen, die terassenförmig das Dorf umgeben. Von hier oben sieht sie den Friedhof, den sie gestern gemeinsam besuchten. Sie hatten sich über die Grabplatten gewundert, die mit Fotos der Verstorbenen geschmückt sind. Kindheitsfotos, Hochzeitsfotos, Familienfotos. "Saudade eterna" - "Ewige Sehnsucht" - ist in schönen Buchstaben in die Grabplatten gemeißelt...